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Nachdem viele Segler vom Atoll Tahanea schwärmen, beschliessen wir unseren Aufenthalt in Makemo zu verkürzen und uns gleich auf dem Weg nach Tahanea zu machen. Bei gutem Wind erreichen wir den östlichen und größten der drei Riffpässe bei Niedrigwasser und können so schön in die Bucht segeln. Wir bleiben aber erst mal nicht beim Pass, sondern wollen uns kleinere Motus ansehen, von denen Freunde von uns sehr schwärmen.

In diesem Atoll gibt es noch einige Inseln ohne Ratten, die es sonst für Bodenbrüter unmöglich machen zu nisten. Außerdem wächst relativ viel ursprüngliche Vegetation, was für Vögel wichtig ist, die nur auf diesen Bäumen ihre Nester bauen. Wir werden nicht enttäuscht und finden auf dem ersten kleinen Motu einige am Boden brütende Weissbauchtölpel (Sula leucogaster) vor. Mit Zweigen bauen sie sich ein Nest in welches sie meist zwei Eier legen. Es überlebt allerdings nur eines der beiden Küken. Das andere Ei wird vom Erstgeborenen Küken entweder aus dem Nest geworfen oder sogar gefressen - Kainismus. Das überlebende Küken kann nun von den Eltern gefüttert werden und wächst relativ schnell. Wenn sie ausschlüpfen sind sie grau und nackt. Danach beginnen bald die weissen, flauschigen Federn zu wachsen und sie nehmen rasch an Gewicht zu. Von der Größe können sie sich bald mit dem Eltern messen, jedoch ist der Hals noch sehr schwach und ihr Magen ist bis oben vollgestopft, sodass sie sich kaum bewegen können. Zu diesem Zeitpunkt haben sie das Nest bereits verlassen und verstecken sich nur noch im Unterwuchs in der Nähe des Strandes. Wir können den Küken vom Schlüpfen bis zu den ersten Flugfedern beim Wachsen zusehen. Allerdings muss man sich sehr vorsichtig bewegen, um die Vögel nicht zu sehr beim Brüten zu stören. Generell gilt, dass man sich auf Inseln, auf denen Seevögel nisten, besonders ruhig und unauffällig verhält. Das bedeutet, nicht lange auf diesen Motus zu bleiben, damit die nistenden Vögel wieder zu ihren Eiern oder Küken zurück kehren können, möglichst keine Geräusche zu machen, sich langsam zu bewegen, nicht zu nahe an die Vögel oder Küken zu gehen oder diese gar zu berühren (besser mit dem Zoom der Kamera zu arbeiten), kein Feuer in deren Nähe zu machen und keine anderen Tiere (vor allem Hunde) auf diese Inseln zu bringen. Vor Sonnenuntergang sollte man solche Inseln wieder verlassen.

01_Like_all_atolls_Tahanea_has_a_lot_of_small_motus_and_sandbanks
02_Brown_booby_sitting_on_his_eggs_(Sula_leucogaster-Weissbauchtoelpel)
03_Nest_of_a_Brown_Booby_with_the_two_eggs
04_Freshly_hatched_chick_abandoned_by_the_mother_which_then_came_back_right_away
05_Getting_out_of_the_egg_is_making_tired
06_Sleeping_on_his_nest_during_the_day
07_Two_to_three_week_old_chick_of_a_Brown_Booby
08_This_chick_is_already_well_fed_and_almost_as_big_as_his_parents
09_Pair_of_Brown_Boobies_checking_us_out
10_Older_chick_waiting_for_the_parents_to_bring_some_food
11_Amazing_White_Tern_(Gygis_alba-Feenseeschwalbe)
12_They_always_come_in_pairs
13_and_are_often_moving_synchronous
14_Egg_of_a_White_Tern_which_they_just_lay_on_a_branch
15_Sitting_on_the_egg

Auf den Motus werden wir immer von den eleganten Feenseeschwalben (Gygis alba) begleitet, die aus lauter Neugier ganz knapp über unsere Köpfe fliegen. Einige Male entdecken wir auch welche beim Brüten. Sie sind allerdings sehr schreckhaft und fliegen bei der geringsten Störung schon weg. Ihre Eier werden einfach auf einen Ast gelegt und direkt dort ausgebrütet.

Auf einem anderen recht kleinen Motu sehen wir sogar brütende Maskentölpel (Sula dactylatra), die ihre Eier einfach in eine Sandkuhle am Boden legen. Auch sie legen meist zwei Eier, wovon aber nur ein Küken überlebt und groß gezogen wird. Wir sehen wiederum frisch geschlüpfte, sowie große Küken und könne sie in Ruhe beobachten. Leider sind es insgesamt nur ein paar wenige Brutpaare, die hier noch nisten. Dafür sehen wir einige der seltenen Tuamotu-Sandläufer (Prosobonia parvirostris), die hier noch recht häufig sind. Vor einigen Jahren waren nur mehr um die 100 Exemplare übrig, die Population hat sich aber mittlerweile wieder auf fast 1000 Vögel erholt. Es sind neugierige kleine Vögel, die ständig auf Nahrungssuche sind. Allerdings legen auch sie ihre Eier am Boden und können deshalb nur auf Ratten-freien Inseln brüten.

Eigentlich ist das Atoll von Tahanea ein Reservat, aber mittlerweile hat das Anpflanzen von Kokospalmen um Kopra (das getrocknete Kernfleisch von Kokosnüssen, aus dem Kokosöl gewonnen wird) zu gewinnen auch hier stark angefangen. Dafür werden die Inseln durch Abbrennen von der ursprünglichen Vegetation befreit und statt dessen mit jungen Kokospalmen bepflanzt. Außerdem gelten Vogeleier noch immer als Delikatesse und werden von den Polynesiern gerne verzehrt. So verschwinden dann auch noch die letzten Rückzugsgebiete dieser Vögel.

16_Small_motu
17_Beautiful_Masked_Booby_breeding_(Sula_dactylatra-Maskentoelpel)
18_Masked_Boobies_lay_their_eggs_on_a_sandy_spot_without_making_a_nest
19_A_very_young_chick_(Sula_dactylatra-Maskentoelpel)
20_The_second_egg_is_still_intact_and_some_fish_is_in_front_of_the_birds
21_The_fast_growing_chick_is_always_hungry
22_Old_chick_of_Masked_Booby_waiting_for_his_parents_and_food
23_We_saw_many_Tuamotus_Sandpipers_on_the_western_motus_(Prosobonia_parvirostris-Tuamotus-Strandlaeufer)
24_Tuamotus_Sandpipers_are_very_curious_birds
25_There_has_been_a_study_on_the_Tuamotus_Sandpipers_so_many_are_still_tagged
26_Beautiful_Tahanea
27_A_very_shy_Red-footed_Booby_(Sula_sula-Rotfusstoelpel)
28_Tuamotu_Reed_Warbler_is_found_only_in_Polynesia_(Acrocephalus_atyphus-Tuamotus_Sumpfrohrsaenger)
29_Group_of_Greater_Crested_Terns_resting_on_a_sandbank_(Thalasseus_bergii-Eilseeschwalbe)
30_Young_Greater_Crested_Tern_resting_on_the_sand
31_Too_close_for_comfort_so_it_took_off
32_We_saw_a_lot_of_Bristle-thighed_Curlews_around_Tahanea_(Numenius_tahitiensis-Borstenbrachvogel)
33_One_very_nicel_anchorage
34_Noddie_feeding_frenzy_on_our_way_through_the_lagoon
35_The_Black_Noddies_look_like_they_are_walking_on_the_water_surface_(Anous_minutus-Wiesskappenseeschwalbe)
36_Noddies_and_Boobies_hitting_the_water_surface

Eine wunderbare Ausnahme ist eine kleines Motu in der Lagune, wo es eine große Population von Fregattvögeln gibt. Hier ist der Boden zu felsig um Kokospalmen anzubauen und so wird dieses Motu in Ruhe gelassen. Fregattvögel nisten auf den Büschen nahe am Wasser. Mit dem Kajak kann man vorsichtig sehr nahe an die brütenden Vögel heran und von Eiern bis zu fast erwachsenen Vögeln alles entdecken. Einmal finden wir ein abgestürztes Küken, das auf einem kleinen Felsen im Wasser sitzt. Mit dem Paddel heben wir es an Land, sodass es zumindest eine Chance zu Überleben hat. In der Motu-Mitte gibt es viele alte, hohe Bäume auf denen viele kleine Noddiseeschwalben (Anous minutus) nisten. Leider kommen wir nicht näher heran um zu sehen, wie weit sie schon mit dem Brüten sind. Beim Kreuzen der Lagune findet man immer wieder große Gruppen dieser Noddiseeschwalben beim gemeinschaftlichen Jagen. Immer wenn sich irgendwo ein Schwarm kleiner Fische aufhält, die vielleicht noch von größeren Fischen gejagt werde, stürzen sich dann 50 und mehr Vögel gleichzeitig ins Wasser um Beute zu machen.

37_There_is_a_big_breeding_colony_of_Lesser_Frigate_Birds_(Fregata_ariel-Arielfregattvogel)
38_Female_sitting_on_the_nest_made_out_of_branches
39_They_ghet_frightened_very_easily_so_you_can_see_nest_with_the_single_egg
40_This_chick_is_a_few_weeks_old
41_Waiting_for_the_parents_to_bring_some_food
42_Sitting_on_the_egg_all_day
43_Fluffy_feathers
44_Half_grown_chick
45_This_chick_is_already_losing_his_white_fluffy_feathers

Unter Wasser finden wir noch einige schöne Riffe in gutem Zustand. Auch hier hat die globale Korallenbleiche der letzten Jahre ihre Spuren hinterlassen. Generell sind die Riffe und Korallenbommies in den ersten Metern unter der Oberfläche in einem guten Zustand. Erst ab eine Wassertiefe von 4-5 Metern findet man nur mehr wenige lebende Korallen. Eine Ausnahme sind die Riffpässe, in denen auch tiefer noch schöne, gesunde Korallen wachsen. Überall wird man von Schwarzspitzen-(Carcharhinus melanopterus) und Weissspitzenriffhaie (Triaenodon obesus) begleitet, an die wir uns erst langsam gewöhnen müssen nachdem es wirklich viele davon gibt. In den Pässen sieht man auch Graue Riffhaie (Carcharhinus amblyrhynchos), hin und wieder einen Zitronehai (Negaprion acutidens) oder Indopazifische Ammenhaie (Nebrius ferrugineus). Besonders an der Südseite des westlichen Passes ist bei einem stationären Schwarm Big Eyes bzw. Gewöhnlicher Grossaugenbarsche (Priacanthus hamrur) immer viel zu sehen. Hier tummeln sich ausser den Haien auch viele Riffbarsche, Napoleons (Cheilinus undulatus) und immer wieder auch Hundezahn Thunfische (Gymnosarda unicolor), die immer in der Nähe von Riffen zu finden sind, weil sie dort jagen. Wenn man sich viel Zeit nimmt, kann man die Hundezahn Thunfische beim Jagen beobachten, indem einer der Thunfische in den Schwarm hineinsticht und dann mit Fisch im Maul wieder rausschwimmt. Der wird dann gleich verschlungen. Zu unserer großen Freude sehen wir gleich bei unserem ersten Schnorchelgang auch Riffmantas (Manta alfredi).

01_Motu_(Island_in_Polynesia)_with_reef_in_front
02_One_of_many_interested_Black-tipped_Reefsharks_(Carcharhinus_melanopterus-Schwarzspitzen-Riffhai)
03_Group_of_Crescent-Tail_Bigeyes_is_always_gathering_on_the_side_of_the_pass_(Priacanthus_hamrur-Gewoehnlicher_Grossaugenbarsch)
04_Dogtooth_Tuna_looking_for_Bigeyes_(Gymnosarda_unicolor-Hundezahn-Thunfisch)
05_You_can_watch_Dogtooth_Tuna_hunting_and_eating_fish_in_the_pass
06_Maori_Wrass_looking_for_food_between_the_corals_(Napoleon-Lippfisch-Cheilinus_undulatus)
07_One_of_many_very_curious_White-tipped_Reefsharks_(Triaenodon_obesus-Wiessspitzen-Riffhai)
08_Beautiful_Acropora_Coral_with_lots_of_small_damselfish_(Riffbarsche)
09_Brushtail_Tang_(Zebrasoma_scopas-Weissdorn-Segelflosser)
10_Grey_Reefsharks_are_cruising_above_the_Bigeyes_(Carcharhinos_amblyrhynchos-Grauer_Riffhai)
11_Regal_Angelfish_(Pygoplites_diacanthus-Pfauen-Kaiserfisch)
12_Group_of_Parrot_fish_along_the_reef

Einige Tage gibt es besonders viele Copepoden (Ruderfußkrebse) im Freiwasser, und diese locken besonders viele Mantas an. So schwimmen sicher an die 20 dieser Giganten mit offenem Mund nahe an der Wasseroberfläche immer wieder durch den Pass und filtern genüsslich diese winzigen Krebschen aus dem Wasser. Wir geniessen das Schauspiel und lassen uns viele Male mit der Strömung durch den Pass treiben. Wir können auch wieder einige gute ID-Fotos machen und stellen fest, dass es hauptsächlich Weibchen sind, die hierher zum Fressen kommen.

13_Group_of_Parrotfish_grazing_along_the_reef_(Scarus_sp_strongycephalus-Papageifisch)
14_Reef_Manta_swimming_into_the_lagoon_of_Tahanea_(Manta_alfredi-Riffmanta)
15_Manta_alfredi_eating_small_Copepods_in_the_pass
16_The_filter_apparatus_of_a_Manta_Ray
17_Tawny_Nurse_Shark_swimming_across_the_reef_in_the_middle_of_the_pass_(Nebrius_ferrugineus-Indopazifischer_Ammenhai)
18_Reefflat_on_the_southwestern_side_of_Tahanea
19_Saddled_Butterflyfish_(Chaetodon_ephippium-Sattelfleck-Falterfisch)
20_Spotted_Eagleray_(Aedopatus_narinari-Gefleckter_Adlerrochen)
21_Solanders_Sharpnose_Puffer_(Canthigaster_solandri-Augenfleck-Krugfisch)
22_Late_afternoon_on_the_reef
23_Threadfin_Butterflyfish_(Chaetodon_auriga-Faehnche-Falterfisch)
24_The_Pineapple_Sea_Cucumber_grows_to_a_length_of_50_cm_(Thelenota_ananas-Ananas_Stachelseegurke)

Ein highlight war auch die Ankunft der Buckelwale (Megaloptera novaeangliae), die in die Lagunen schwimmen um dort ihre Jungen zur Welt zu bringen. Sie bleiben ein paar Monate in den geschützen Lagunen bevor sie sich wieder auf den Weg Richtung Antarktis zum Fressen machen.

50_Sailing_inside_the_lagoon_(Shelley_Rothery)
51_Our_anchorage_between_the_passes
52_Humpback_Whales_arriving_in_Tahanea_(Megaloptera_novaeangliae-Buckelwal)
53_They_arrive_in_French_Polynesia_during_the_antarctic_winter_to_give_birth_to_their_young
54_Amazing_Tahanea

Tahanea ist auf jeden Fall ein Platz um länger zu verweilen und immer wieder etwas neues zu entdecken.