Santa Cruz ist die am dichtesten besiedelte und am meisten veränderte Insel von Galapagos. Hier ist auch der größte Ort mit den meisten Menschen zu finden. Auf einer kleinen Insel im Norden, Baltra, ist der älteste und größte Flughafen. Ursprünglich militärisch wird er bereits seit 1968 mit einem Touristenflug alle zwei Wochen angeflogen. Seit 1975 Baltra mit Puerto Ayora durch eine Strasse verbunden wurde gibt es täglich mehrere Flüge vom Festland nach Galapagos. Allerdings nur durch eine innerstaatliche Airline wegen der strengen Kontrollen, um ja keine Pflanzen oder Tiere, vor allem Insekten, mehr einzuschleppen.
Wir dürfen in der Academy Bay, der großen Bucht direkt vor Puerto Ayora ankern. Dieses Mal können wir unser Dinghy benutzen, da es hier keine Seelöwenkolonie gibt. Vom Steg aus können wir immer wieder jagende Pelikane und große Kanadareiher (Ardea herodias), sowie viele Baby-Schwarzspitzenhaie (Carcharhinus limbatus) und immer wieder eine große Gruppe von Goldrochen (Rhinoptera steindachneri) beobachten. Geht man die Avenida Darwin nach Osten kommt man zur Charles Darwin Research Station, kurz CDRS. Hier gibt es einen schön gemachten Weg mit Informationen über die Inseln und Tiere wie Landschildkröten (Chelonoides sp.) und Land Leguane (Conolophus subcristatus) zu sehen. Sowohl die Schildkröten als auch die Land Leguane werden hier gezüchtet, um dann in die Wildnis entlassen zu werden.
Seit zwei Wochen gibt es außerdem eine „Besonderheit“ zu sehen. In einem gekühlten, abgedunkelten Gebäude kann man die körperlichen Überreste von Lonesome George betrachten. Nachdem er 2012 unerwarten in einem Alter von ca. 75 Jahren verstorben war, wurde er in jahrelanger Arbeit aufwendig prepariert und wieder nach Galapagos überstellt. Für eine Million Dollar (laut Aussage des Guides) wurde extra dieses große Gebäude gebaut, damit bei optimaler Temperatur und Luftfeuchte der präparierte Körper im optimalen Zustand erhalten wird. Deswegen darf auch nur eine begrenzte Anzahl an Personen die Kühlkammer betreten und dann Photos machen. Zuerst wird nur ein Vorhang geöffnet, danach das Glas hinter ihm durchsichtig und die Vegetation dahinter sichtbar. So sieht es aus als würde er in der Wildnis stehen. Allerdings mit stark gestrecktem Kopf, die Position die Schildkröten nur bei mühsamen Fressen von hohen Sträuchern oder Bäumen einnehmen. Trotz jahrelanger Bemühungen gelang es nicht, Lonesome George, die letzte Schildkröte der Insel Pinta (alle anderen wurden gegessen), zum Fortpflanzen zu bringen. Von einem Biologen, der ihn schon als Kind gekannt hat, wurde uns gesagt, dass er einfach die faulste Schildkröte und das Fortpflanzen ihm wahrscheinlich zu mühsam war. Am Rückweg entdecken wir zum ersten mal den endemischen Galapagos Marienkäfer (Cyloneda sanguinea) ohne Punkte. Für uns sieht er eigenartig aus, da wir nur Arten mit Punkten kennen.
Ein Ausflug in die Highlands beschert uns einige Begegnungen mit wild lebenden Rießenschildkröten. Hier leben sie friedlich auf dem Gelände von Farmen und teilen sich ihren Lebensraum mit den Rindern. Es scheint zu stimmen, dass sie wie Darwin schon vermutet hat, schlecht hören. Denn als wir einer begegnen, die gerade die Strasse quert, bemerkt sie uns erst als sie das Auto aus den Augenwinkeln sieht und lässt sich einfach mit einem lauten Blop fallen während sie Kopf und Beine einzieht. Kommt man ihnen zu nahe, geben sie oft auch ein lautes Zischen von sich. Im Park von Chato dos haben wir außerdem das Glück sie bei der Paarung zu beobachten. Zuerst hören wir nur ein lautes, grunzendes Geräusch. Das kommt vom Männchen, das sich mit aller Kraft von hinten auf das Weibchen hievt und versucht, es mit seinem Gewicht regungslos zu halten, was nicht immer gelingt. Das ist auch der Grund warum Männchen größer sind und die Panzerunterseite konkav geschwungen ist. Einem Männchen können wir auch beim „Jagen“ eines Weibchens zusehen, wobei ihm das Weibchen aber entwischt ist. Alle Nester, soweit sie gefunden werden, werden ausgegraben und die Eier zu den Zuchtstationen gebracht, um möglichst vielen das Überleben zu sichern. Dabei müssen die Eier genau in der Position gehalten werden, wie sie im Nest waren, denn sonst stirbt der Embryo. Ein nicht ganz leichtes Unterfangen. Auf dem Gelände von Chato dos kann man durch mehrere Lavatunnel gehen, die teilweise beleuchtet sind und in denen Eulen nisten.
Danach geht es noch zu den Los Gemolos, zwei kleine eingestürzte Krater in der Scalesiazone, der ersten von vier feuchten Zonen ab 180-200 m. Mit viel Glück kann man hier den Vermillion Flycatcher (Pyrocephalus rubinus) sehen, den wir nicht zu Gesicht bekommen. Obwohl es bei unserem Besuch warm und trocken ist bemerken wir bei der Wanderung durch den Wald, dass es im Gegensatz zu den Küstengebieten oft sehr feucht sein muss. An den Bäumen wachsen und hängen viele Moose, Flechten, sowie Epiphyten wie die Galapagos Orchidee (Epidendrum spicatum), die Galapagos Peperomia (Peperomia galapagensis), die zu den Pfeffergewächsen gehört und fleischige Blätter hat, sowie die endemische Bromelienart (Racinea insularis), deren Verwandte die Ananas ist.
Eine Besonderheit von Santa Cruz sind die riesigen Baumkakteen (Opuntia echios, Jasminocerus thouarsii) die hier richtige Wälder bilden. Dabei wird der Opuntia-Kakus (Opuntia echios var. gigantea) hier auf Santa Cruz am größten. Er kann zu einer Höhe von 12 m wachsen und der Stamm sieht aus als wäre er richtig holzig. Dabei besteht er aus vielen Lagen von honigwabenartigen Fasern, die ohne das Fruchtfleisch auch zu Dekoration verwendet werden. Das lustige ist, dass auf Inseln wo es weder Rießenschildkröten noch Landiguanas gibt die gleichen Kakteenarten niedriger wachsen. Das hohe Wachstum hat wahrscheinlich mit dem Fraßdruck zu tun, weil die einzelnen „Blätter“ und Früchte eine wichtige Nahrungsquelle für sowohl Landiguanas als auch Rießenschildkröten sind. Die Blüten sind wichtig für den Kaktusfink (Geospiza scandens), der Opuntia auch als Nistplatz verwendet. Wir könne einige beim Fressen sowei ein Päärchen bei der Balz beobachten. Sie haben den längsten Schnabel unter den Darwin Finken.
Am Weg zum Turtle Beach, der sich 2,5 km durch die Aride Zone mit vielen Kakteen zieht, könne wir auch einen Spechtfink (Camarhynchus pallidus) beobachten. Sie sind die einzigen Finken die ein Werkzeug benutzen. Nämlich entweder einen Kaktusstachel oder einen kleinen Ast, mit dem sie in Löcher von verrottendem Holz stechen um an Käferlarven zu kommen. Auch viele Galapagos Spottdrosseln (Nesomimus parvulus) queren unseren Weg. Ihren Namen verdanken die - im Übrigen gut singenden - Vögel ihrem charakterisierenden „Spotten“, also der Imitation oder Übernahme artfremder Laute oder Gesangsmotive. Mit den Drosseln (Turdidae) sind sie hingegen nicht näher verwandt. Die Spottdrosseln nehmen in der Neuen Welt die ökologische Rolle der Stare ein. Diese sind auch ihre nächsten Verwandten unter den Singvögeln. Nach Ansicht einiger Autoren sind die auf den Galapagos-Inseln vorkommenden vier Arten der Spottdrosseln bedeutender für Darwins Beiträge zur Evolutionstheorie gewesen als die Darwinfinken. Während des Aufenthalts auf den Galapagosinseln erregten diese vier Spottdrosseln die Aufmerksamkeit Darwins, weil sie einerseits denen ähnelten, die er vom südamerikanischen Festland kannte, gleichzeitig jedoch auffällige Abweichungen aufwiesen. Er fand dies so auffällig, dass er für jedes auf den Inseln gesammelte Exemplar den Fundort exakt festhielt, im Gegensatz zu den Finken.
Am Meer angekommen erstreckt sich ein Sandstrand einen Kilometer Richtung Westen. Es ist ein Niststrand der Galapagos Suppenschildkröten und deshalb zwischen 18 Uhr abends und 6 Uhr früh geschlossen. Wir sehen zumindest eine frische Spur und beobachten Möwen und Pelikane beim Jagen in der Brandung. Auch einige Meeresechsen (Amblyrhynchus cristatus hassi) tummeln sich am Strand, die meisten sind aber am Ende in einem Fluttümpel zu finden. Dort kann man mit ihnen schwimmen und schnorcheln und sie beim Sonnen beobachten. Imposant liegen bis zu 6 Exemplare nebeneinander und lassen sich auch durch die vielen Leute nicht stören. Geht man weiter kommt man zu einer flachen Bucht in der sich manchmal junge Haie und Rochen tummeln. Hier kann man gerne viele Stunden verbringen und Tiere beobachten. Was wir auch einige Male tun.
Zurück in Puerto Ayora besuchen wir noch die Las Grietas, Felsspalten mit Brackwasser, aus dem das Brauchwasser für den Ort genommen wird. Die Temperatur des Wassers ist im Vergleich zum Meer recht kühl und das Wasser klar, außer es vermischen sich das stark und weniger salzhaltige Wasser. Es macht Spass sich abzukühlen und im klaren Wasser nach Fischen zu suchen. Auch einige kleine Meeresiguanas sitzen auf den Felsen. Ein Einheimischer zeigt uns ein paar Spalten und kurze Tunnel zum Durchtauchen. Sehr erfrischend, in der Tageshitze.
Die Academy Bay selber kann man mit dem Kayak erforschen und einen kleinen Weg zum Playa Perro durch einen Kakteenwald gehen. Man kommt zu zwei Stränden auf denen es auch viele Meeresiguanas zu beobachten gibt. Am Ankerplatz tut sich auch immer was, seien es jagende Vögel, ein Schwarzspitzenhai, der jeden Abend vorbei schwimmt, oder hin und wieder mal ein Seelöwe. Santa Cruz hat viel zu bieten und doch freuen wir uns nun schon auf das ruhigere Isabela mit dem angeblich schönsten Ankerplatz der drei Inseln.