Nach 7 Tagen Überfahrt, inklusive einem Rumpf-Reinigungs-Stopp auf hoher See, damit wir durch die Kontrolle kommen, erreichen wir unsere erste Insel des Galapagos Archipels. In der Nacht vor der Ankunft hören wir eigenartige Klickgeräusche und merken schnell, dass diese von einem Vogel verursacht werden, der in der Nacht um unser Boot fliegt. Es handelt sich um die Gabelschwanzmöwe (Creagrus furcatus). Das ist die einzige Möwenart, die bei Nacht jagt und dazu einen speziellen Klicklaut verwendet, der wohl als eine Art Echolocation dient, wie bei Fledermäusen. Sie fressen vor allem kleine Fische und Tintenfische, wobei ihnen die Biolumineszens (das Aussenden von Licht) helfen könnte.
Unser Landfall ist in Punta Pitt, wo wir von vielen verschiedenen endemische (nur hier vorkommende) Seevögeln, sowie springenden Mobula Rochen und Suppenschildkröten bei der Paarung begrüßt werden. Das ist ganz nach unserem Geschmack. Punta Pitt liegt an der Nordseite von San Cristobal und die Bucht lädt zum Verweilen ein. Leider ist das Ankern von Privatbooten in Galapagos mittlerweile nur mehr vor den drei großen Orten erlaubt. Nur die örtlichen Ausflugsboote dürfen noch an anderen Plätzen ankern.
Aber das wussten wir vorher und nehmen uns eben vor dem Einlaufen in den Hafen die Zeit, uns die Westseite der Insel genauer anzusehen. Nach der Ankunft wird unser Boot auf Insekten genau unter die Lupe genommen und das Unterwasserschiff kontrolliert. Alles in Ordnung. Nur ausräuchern müssen wir uns noch lassen, damit wir auch wirklich keine Insekten einschleppen.
Puerto Baquerizo Moreno ist die Hauptstadt von Galapagos und beherbergt eine große Gruppe Galapagos-Seelöwen (Zalophus wollebaeki), die die gesamte Stadt trotz Absperrungen belagern. Sie liegen auf allen Stegen, vielen Bänken, Booten, die nicht gut genug verbarrikadiert sind, und hüpfen auch ins Dinghy. So nehmen wir meist das angebotene Wassertaxi, um das zu verhindern.
Der Strand mitten in der Stadt ist ihr Revier und hier kann man sie am besten Morgens und Abends gut und nahe beobachten. Der Bulle oder „beachmaster“ - so werden die großen männlichen Tiere genannt – bewacht seinen „Harem“ an Weibchen in der Ufer- und Wasserzone. Er hat alle Hände voll zu tun, denn immer wieder drängt sich ein anderes Männchen auf den Strand. Aber noch ist er erfolgreich darin, diese zu verjagen, um sich dann im nächsten Moment wieder zum Schlafen zu legen. Niedlich sind vor allem auch die Jungen, die gerne im seichten Wasser spielen und oft auf die Mütter warten um gesäugt zu werden. Immer wieder jagen sie Fische, die sich unter unserem Boot sammeln. Auch in der Nacht, was mitunter für eine eigenartigen und laute Geräuschkulisse sorgt. Bei unseren diversen Ausflügen haben wir genug Gelegenheit, mit Ihnen zu schwimmen und sie unter Wasser zu beobachten. Ein wirklich einmaliges Erlebnis.
Außer den Galapagos-Seelöwen am Steg, fallen uns auch sofort die Meerechsen oder marinen Iguanas (Amblyrhynchus cristatus) auf. Es gibt mindestens 7 Unterarten je nachdem auf welcher Insel man sich befindet, die sich durch Größe und Färbung unterscheiden. Durch das Einschleppen von Katzen, Hunden und Ratten wurden sie leider stark dezimiert. Meeresechsen haben sich übrigens nur auf den Galapagos Inseln entwickelt, wahrscheinlich aufgrund von Nahrungsmangel an Land. Die meiste Zeit leben sie an Land, wo sie auch ihre Nester haben, gehen aber zum Fressen ins Meer. Ihre Hauptnahrung sind Meeresalgen und deshalb können sie über 10 Minuten (bis zu 30 min. bei großen Exemplaren) und bis zu 15 m tief tauchen. Weil sie wechselwarm sind können sie nur eine begrenzte Zeit im Wasser verbringen und müssen sich dann in der Sonne erwärmen. Dabei hilft ihnen ihre dunkelgraue, fast schwarze Grundfarbe, mit der sie auf den Lavafelsen kaum zu entdecken sind. Vor allem die Männchen können aber in der Paarungszeit relativ bunt sein, also eine rötliche (wie in San Cristobal) oder grünliche Färbung haben. Am Strand Loberia finden wir noch viele und große Exemplare, obwohl die Population hier auf San Cristobal nicht mehr sehr groß ist. Für uns sehen sie wie kleine Dinosaurier aus und wir hoffen, sie auch noch unter Wasser sehen zu können.
Hinter dem National Interpretation Center westlich der Stadt, beginnt der Trail nach Tijeretas oder Frigatebird Hill. Zum ersten Mal sehen wir einige große Baumkakteen wie den endemischen Candelabrakaktus (Jasminocereus thouarsii var thouarsii), der eine Höhe von 7 – 8 m erreichen kann. Und wir entdecken viele der kleinen Darwin Finken, von denen es noch alle 13 Arten gibt (eine weitere Art kommt auf den Kokosinsel nördlich von Galapagos noch vor – der Kokosfink). Eigentlich sind es recht unscheinbare kleine schwarze oder braune Vögel, aber für Darwin waren sie die Inspiration für seine berühmte Evolutionstheorie. Als er 1835 die Inseln besuchte, sammelte er alle Tiere und Pflanzen zur späteren Bestimmung. Auch wenn er beim Sammeln vergessen hatte die Finken und Schildkröten richtig zu beschriften, weil er zuerst glaubte, dass sie auf jeder Insel die gleichen sehen. Zu seinem Glück hatten aber auch der Kapitän der Beagle Fitzroy, sowie dessen Assistent Simms Covington, die Finken gesammelt und korrekt beschriftet. Darwin erkannte sowohl die Ähnlichkeit und Unterschiede der Finken auf den Inseln, als auch die Ähnlichkeit zu Verwandten auf dem Mittelamerikanischen Festland. Mittlerweile ist ein gemeinsamer Vorfahre durch DNA Tests bestätigt. Jede Art nimmt eine ökologische Nische ein und entstand durch die Isolation der Inseln und die Tatsache, dass es keine Konkurrenz keinen Druck durch Feinde gab.
Neben dem Mittel- (Geospiza fortis) und Klein-Grundfinken (Geospiza fuliginosa) sehen wir auch den Dickschnabel-Darwinfink (Camarhynchus crassiroatris). Außerdem einige gelbe Warbler (Dendroica petechia aureola) die eine aufällige gelbe Färbung haben und auf allen Inseln vorkommen, sowie den Galapagos Fliegenfänger (Myriarchus magnirostris). Auf unserer Wanderung nach Tijeretas entdecken wir viele der kleinen endemischen Galapagos Bläulinge (Leptodes parrhasioides) und in der Bucht von Tijeretas können wir das erste Mal mit den Seelöwen schnorcheln und einen Blick unter Wasser werfen. Im Moment ist die Wassertemperatur durch den warmen Panamastrom für uns recht angenehm (25°C).
Ein Ausflug über den Südteil der Insel bringt uns zum einzigen permanenten Süßwassersee dem El Junco, einem mit Wasser befüllten Krater. Dort sehen wir zum ersten Mal Miconia Büsche (Miconia robinsoniana) sowie die Galapagos Holzbienen (Xylocopa darwini), deren Weibchen schwarz und Männchen orange gefärbt und selten sind, und genießen einen herrlichen Blick über den Norteil der Insel.
Ein Besuch im Galapagoeras, der Landschildkröten-Zuchtstation, rundet diesen Tag ab. Hier sehen wir die erste Art der Galapagos Landschildkröten (Chelonoidis chatamensis) in einem eingezäunten Gelände. Durch Nachzuchten sollen sie im Südteil der Insel wieder angesiedelt werden, wo sie längst verschwunden sind. Die Population im Norteil umfasst noch an die 1.800 Stück, wurde aber auch vor allem durch wilde Hunde, die die jungen Schildkröten fressen, und wilde Ziegen, die ihnen das Futter wegfressen und für starke Erosion sorgen, stark dezimiert. Mit ca. 5 Jahren werden sie ausgesetzt, denn ab diesem Zeitpunkt können sie gut alleine überleben und sind eingeschleppten Feinden gegenüber nicht mehr so verwundbar. Es gibt übrigens zwei grundsätzliche Schildformen bei den Galapagos Riesenschildkröten, die Kuppel- und die Sattelrückenform. Die Art auf San Cristobal gehört zu den Sattelrücken, damit sie gut an höher wachsende Vegetation kommt. Das Wort Galapagos stammt vom Wort „Galapago“ ab, dass ein altes Wort für Sattel ist.
Wir bleiben zwei Wochen in San Cristobal und machen uns dann auf den Weg zur größten Stadt Puerto Ayora auf Santa Cruz. Wir sind schon gespannt was es dort alles zu sehen gibt.