Unser erster Stopp sind die Las Perlas Inseln südöstlich von Panama City. Einen positiven Aspekt hat die Regenzeit bis Mitte November. Von Juni bis November sind die Buckelwale in der Gegend, um hier ihre Jungen zu bekommen. Wir haben Glück und können einige Mütter mit Kälbern beobachten. Mit unserem Hydrophon gelingen tolle Tonaufnahmen von ihren Gesängen. Außerdem sehen wir zum ersten Mal, dass auch die Kälber aus dem Wasser springen und dabei offenbar viel Spass haben. Einmal rammen wir im Schrittempo fast eine Mutter, die ihr Kalb vermutlich gerade im seichten Wasser säugt. Zuerst glauben wir einen Baumstamm vor uns zu haben, aber dann sehen wir zwei Erwachsenen Tiere und ein Kalb in nur 5 m tiefem Wasser. Leider ist das Wasser zu trübe für Unterwasseraufnahmen, also bleiben wir an Bord.
Im Süden der Isla San Jose machen wir einige Tauchgänge und stellen fest, dass es zwar wenig Korallen gibt, dafür aber viele und große Fische. Der Tidenhub hier ist fast 5 Meter, nur wenige Korallenarten können sich an die stark wechselnden Bedingungen anpassen. Trübe ist das Wasser durch den vielen Regen, der aber für viele Nährstoffe sorgt und somit dem Fischreichtum zu Gute kommt. Haie bekommen wir leider keine zu Gesicht. Sie sind wohl auch schon weggefischt worden.
Danach verschlägt es uns für einen Kurzausflug zu der Isla de Cañas, einer langen Sandinsel, die als Niststrand für 5 Arten von Meeresschildkröten dient. Hier nisten je nach Jahreszeit die Olive Ridley (Olive Bastardschildkröte-Lepdochelys olivacea), die unechte und echte Karettschildkröte, die Lederschildkröte und Grüne Schildkröte. Einige Male im Jahr gibt es hier die sogenannte „Arribada“ wo tausende Olive Ridley Schildkröten zur gleichen Zeit an den Strand kommen und ihre Eier ablegen. Die war leider schon, aber wir gehen trotzdem drei Nächte auf Schildkrötensuche. Beim Eier ablegen können wir leider keine beobachten, zumindest finden wir aber einige frische Spuren und Nester. Und wir entdecken ein kleines Schutzprogramm in dem Einheimische mit eingebunden werden. Hier sammelt man die Eier aus den frischen Nestern und gräbt sie in einem umzäunten Gebiet wieder ein. Somit werden die Eier vor Wilddieben gerettet. Den Weg zum Wasser müssen die Jungtiere aus eigener Kraft schaffen. Dadurch nehmen sie den Duft und andere Details ihres Schlüpfstrandes auf und finden als erwachsene Tiere wieder zurück. Etwas Unterstützung erhalten sie aber schon und es wird dafür gesorgt, dass es möglichst alle Jungen bis zur Wasserlinie schaffen. Wir dürfen beim Aussetzen von einigen kleinen Meereschildkröten helfen. Auch sonst ist dieser Platz eine Reise wert. Es gibt ein großes Mangrovengebiet, wo man mit viel Glück auch Krokodile beobachten kann. Nur die Einfahrt mit dem Boot ist etwas riskant, da meist ein starker Schwell von Süden herrscht und durch den Fluss und Tidenhub die Sandbänke immer wieder verdriftet werden.
Wieder auf den Islas Las Perlas angekommen winken wir den letzten Buckelwalen hinterher, die sich auf den Weg an die Südküste Chiles machen, um sich dort mit Krill satt zu fressen. Und leider finden wir auch große Mengen an Müll an den Weststränden der Inseln. Vermutlich weil diese offen Richtung Panama City sich der ganze Müll der Millionenstadt hier sammelt. Wir säubern zumindest einen kleinen Strand, wobei dies einen ganzen Nachmittag dauert. Auf einem anderen finden wir dann Teile eines Walskeletts, mit großer Wahrscheinlichkeit ein Buckelwal.
Unser nächstes Ziel ist die Provinz Chiriqui, genauer die Islas Secas (16 kleine Inseln) die in der Nähe der Grenze zu Costa Rica liegen. Dort ist das Wasser klarer und auch die Korallen (meist Pocillopora) sehen gut aus. Zwar wenige Arten, aber dafür sind sie gesund. Immer wieder erschreckt uns ein lautes „Platsch“, Adlerrochen springen direkt neben der Pakia tea aus dem Wasser. Die Fische hier sind wie auf den Perlas groß und nicht scheu. Große Stachelmakrelen verfolgen einen oft „unauffällig“ beim Schnorcheln und Gruppen an Papageifischen und Doktorfischen ziehen an uns vorbei.
An einem vorgelagerten Felsen, der wie eine Nadel aus ca. 35 m Tiefe empor ragt, finden wir einen tollen Schnorchelplatz mit Schwärmen von Fledermausfischen, Stachelmakrelen und Schnappern. Für uns das Highlight dieser Gegend.
Danach geht es für ein paar Tage in den Coiba Nationalpark. Wir nehmen uns die südlichen zwei Inseln – Jicaron und Jicarita – vor. In einer herrlichen Bucht mit einem wilden Sandstrand finden wir ein schönes Korallenriff mit vielen großen Fischen, Schildkröten, diversen Stechrochen und Adlerrochen. Bei einem Schnorchelausflug spürt Tom sogar ein paar Weißspitzenriffhaie (Triaenodon obesus) und einen Schwarzspitzenhai (Carcharhinus limbatus) auf. Zum Abschluss unternehmen wir einen Schnorchelgang an einem vorgelagerten Riff bei extremer Strömung. Wir hängen wie Haiköder an einer Leine und können uns kaum halten. Belohnt werden wir durch eine bizarre Unterwasserlandschaft, tolle Sicht und Stachelmakrelen beachtlicher Größe. Danach kehren wir noch einmal auf die Islas Secas zurück. Von dort geht’s in einem Tagesausflug auf den Vulkan Baru, um dort einen Spaziergang durch den Nebelwald zu unternehmen. Ein faszinierender Platz in ca. 2.000 m Höhe (der Vulkan selber ist 3.475 m hoch), wo der Boden durch den Vulkan sehr fruchtbar ist und überall Gemüse und Kaffee angebaut wird. Von dort wird ganz Panama beliefert. Auch Forellen werden gezüchtet und die Artenvielfalt an Vögeln ist beachtlich. Mit viel Glück kann man den berühmten aber scheuen Quetzal (Pharomachrus mocinno) hier entdecken. Es nisten an die 300 Brutpaare um den Vulkan. Wir entdecken leider keinen, aber trotzdem hat uns der Nebelwald sehr beeindruckt, mit all seinen Orchideen, anderen Epiphyten, Flechten und auch Baumfarnen. Hat man länger Zeit kann man auf den schlafenden Vulkan mit seinen sieben Kratern wandern und die tolle Aussicht in beide Richtungen - Karibik und Pazifik - genießen.
Ein Dinghyausflug in das rießige Mangrovengebiet um Pedregal, einen Vorort von David, komplettiert unseren Panamaaufenthalt. Wir sehen viele Reiher, Möwen und Truthahngeier und genießen die Fahrt durch die Kanäle. Nach 9 Monaten ist es nun Zeit, Abschied zu nehmen und wir verlassen Panama in Richtung Galapagos. Panamas hat sich als abwechslungsreiches Land erwiesen, mit einer faszinierenden Vielfalt an Lebewesen, Ökosystemen und Kulturen. Die Regenzeit mit den vielen Gewittern und ständiger Angst vor Blitzschlag werden wir nicht vermissen.