Ein Tag Segeln liegt zwischen Mauritius und Reunion, den wir bei herrlichem Wetter und gutem Wind hinter uns gebracht haben. Wir segeln um den Südspitze der Insel, da wir uns für St. Pierre als Hafen entschieden, haben um besser und schneller zu den interessanten Teilen der Insel zu gelangen. Deshalb wurden wir durch die atemberaubende Kulisse des Vulkans „Piton de la Fournaise“ (auf Deutsch: Glutofen) und dem „Grand Brulee“ begrüßt, einem beeindruckenden Lavastrom aus dem Jahre 2007.
Der „Piton de la Fournaise“ ist einer der aktivsten Vulkane der Erde und hat auch gleich mal „gefurzt“. Was soviel bedeutet wie, dass er gerade ein wenig aktiv ist. Bereits zum dritten Mal in diesem Jahr.
Nach unsere Ankunft in St. Pierre am Freitag wurden wir trotz späterer Stunde und Dienstende vom sehr freundlichen Hafenkapitän begrüßt. Einklarieren ist erst wieder Montag Morgen möglich. Ob wir denn in der Zwischenzeit an Land dürfen? „Nun äh, eigentlich, äh ...“ Aller klar, wir wissen Bescheid. Wieder mal zu viel gefragt. Einfach tun und nix sagen.
Der Hafen bzw. die kleine Marina liegt mitten im Ort, was das Einkaufen und Essen gehen sehr einfach gestaltet. Wir machen uns erst mal auf die Suche nach einem Mietauto und müssen feststellen, dass wir uns tatsächlich in der EU befinden. Reunion ist ein Teil Frankreichs und dementsprechend sind auch die Preise und Arbeitszeiten: Samstag Nachmittag bis Montag Morgen tut sich nichts. Es gibt auch ein gutes Busnetz auf der Insel, aber will man abgelegene Gebiete zu günstigen Tageszeiten für Wanderungen erreichen kommt man um ein Mietauto nicht herum.
Als erstes ging es mal rauf auf den Vulkan. Insgesamt waren wir drei mal oben, weil er uns so beeindruckt hat. Man sollte früh aufstehen, da spätestens gegen 11 Uhr die Wolken über den Gipfel einfallen. Oben ist es im Vergleich zum subtropischen Klima am Meer ziemlich frisch. Man befindet sich über 2.200 m und wir hatten so um die 10°C, exklusive Chillfaktor Wind. Wir hatten gute Wanderschuhe und genug zum Anziehen mit. Im Gegensatz zu leicht bekleideten Touristen mit Shorts, Flip-flops und T-shirts, die sich mit Hilfe ihrer Handtücher nur mit Müh und Not warmhalten konnten.
Die Auffahrt zum Vulkan beginnt in Bourg-Mourat, wo es auch ein tolles neues Vulkanmuseum zu bestaunen gibt. Hier erfährt man alles über Vulkanismus, Lava und die Entstehung von Reunion. Die Insel befindet sich über einem Hotspot und ist die jüngste (3 Millionen Jahre alt) in einer Reihe von Inseln. Die ältesten sind durch die Plattentektonik weit Richtung Nordosten verschoben worden und schon fast wieder verschwunden. Es handelt sich um die Atolle der Lakkadiven, Malediven, Chagos und die Maskarenen Inseln Rodrigues und Mauritius. Erst jetzt fällt uns auf, dass wir fast die gesamte Inselreihe entlang gesegelt sind, die dieser Hotspot gebildet hat.
Über die „Route du Volcan“ beginnt nun der langsame Aufstieg zum Vulkan. Auf dem Weg dorthin passiert man zuerst einen tollen Aussichtspunkt zum „Piton de Neige“, dem älteren, schlafenden Vulkan. Dieser erhebt sich 3.071 m in die Höhe und bietet bei Gipfelbesteigungen einen Rundblick über die ganze Insel. Weiter geht es zum nächsten Stop, der „Riviere de Remparts“, einer 290.000 Jahre alten Caldera. Sie ist die älteste des Piton de la Fournaise und war einst eine Magmaader, an der Lava an die Oberfläche trat. Sie ist dann zusammengestürzt und hinterließ ein beeindruckendes Tal. Auf der weiteren Fahrt verschwinden zunehmend die grünen, saftigen Wiesen und Wälder und weichen einer Heidelandschaft, die auch immer spärlicher wird, je höher man kommt. Nun befinden wir uns bereits auf einer Höhe von 2.223 m wo sich der „Cratere Commerson“ befindet. Er entstand durch eine Wasserdampfexplosion und ist 235 m tief. Das beeindruckendste ist dann aber der fantastische Blick vom „Pas des Sables“ (2.360 m) auf die darunterliegende Ebene „Plain des Sables“. Man kommt sich plötzlich vor wie auf einer anderen Welt. Wie eine Mondlandschaft liegt diese Sandebene vor einem, die äußerst karge Vegetation wehrt sich tapfer gegen die unwirtlichen Bedingungn. Es herrscht Wüstenklima, die Tage sind heiß, die Nächte kalt und das poröse Gestein lässt das wenige Regenwasser gleich wieder versickern. Kaum zu glauben, dass in nur einigen Kilometern Luftlinie dichter Regenwald liegt, mit der höchsten Niederschlagsrate der Welt.
Am Beginn der „Plain des Sables“ hört die asphaltierte Straße auf und man muss die verbleibende Strecke über eine Sandpiste mit vielen Löchern zurücklegen. Die Fahrbahn schlängelt sich zwischen alten Kratern hindurch bis zum „Pas de Bellecombe“. Von dort hat man einen tollen Blick in die „Enclose Fouquet“ mit den heute noch aktiven Kratern. Diese Caldera ist ca. 100 m tief, 13 x 9 km breit und nach Osten hin offen. Dort hinunter wälzen sich die meisten Lavaströme.
Man kann normalerweise auch im Enclose Fouquet Wanderungen unternehmen um die Krater aus der Nähe zu sehen. Durch die Unruhe des Vulkans in letzter Zeit aber waren die Wanderwege leider gesperrt. Man kann dafür oben herum wandern, um kleine Krater von der Nähe zu betrachten. Allerdings muss man früh los und auf Nebel, Regen und starken Wind gefasst sein. Wir hatten viel Glück und die meiste Zeit hindurch strahlenden Sonnenschein und klare Sicht.
Will man mehr über Lava erfahren ist man am „Pointe de Table“ gut aufgehoben, an der Küste im regenreichen Südosteck der Insel. Ein schöner Spaziergang auf einem Lavastrom von 1986, der in 30 m Seehöhe ausgetreten ist und sich dann durch den Wald ins Meer geschlängelt hat. Hier werden die häufigsten Lavatypen anschaulich erklärt. Man kann auch sehr schön erkennen, wie die Lava sukzessive besiedelt wird. Sie ist reich an Nährstoffen und wird deshalb schon wenige Jahre nach dem Erkalten von Flechten, Moosen und Farnen erobert.
Bei unserem Rundgang hatten wir sogar das Glück, zwei Buckelwale (Megaptera novaeangliae) vor der Küste beobachten zu können. An die 150 Exemplar lassen sich hier auf ihrem Weg nach Norden zu den Brutgründen pro Jahr blicken. Bei den Whale Watching Anbietern wird hier besonderer Wert auf die Einhaltung der internationalen Regeln für Walbeobachtungen gelegt. Ganz im Gegensatz zu Mauritius.