Das erste Anzeichen, dass wir uns dem Chagos Archipel näherten, waren eine Unmenge von Meeresvögeln, die über und um uns kreisten. Aus älterer Seefahrerliteratur ist das Phänomen bekannt, Massen von Vögeln sollten eigentlich das erste Anzeichen für Landnähe sein. Uns war das in der Form aber noch nirgends begegnet. Eindeutig ein Zeichen, dass wir uns einer ganz besonderen Gegend näherten. Als Meeres- oder Seevögel bezeichnet man alle Vogelarten, deren Lebensraum hauptsächlich oder überwiegend das Meer ist und die auch ihre Nahrung aus dem Meer nehmen. Meeresvögel suchen zum Nestbau und Brüten meist abgelegene Inseln mitten im Ozean auf, wo sie ungestört sind. Die meisten bilden dabei Brutkolonien, die auch mehrere Arten umfassen können. Auf diesen Inseln können sie sich ungestört paaren und ihre Nester bauen, oder einfach nur ihre Eier an bestimmte Stellen ablegen. Sie sind sehr empfindlich gegenüber Störungen von außen, vor allem durch den Menschen. Das Chagos Archipel ist fast gänzlich wieder der Natur und somit den Seevögeln und Kokos-Krabben vorbehalten. Auf einigen Inseln, wie den meisten im Salomon-Atoll, findet man leider Ratten, die durch den Menschen eingeschleppt wurden. Dadurch können Arten die Bodenbrüter sind dort nicht nisten, da ihre Eier weggefressen würden. Oder sie verlegen ihre Nester höher, um diesen Feinden zu entkommen. Wissenschaftliche Untersuchungen bestätigen, dass die Nester auf Inseln mit Ratten um einiges höher gebaut werden, als auf Inseln ohne Ratten. Insgesamt gibt es 17 Vogelarten im Chagos Archipelago, von denen wir 7 sehen konnten. Auf Ile Takamaka waren es vor allem Rotfuss-Tölpel (Sula sula, Bild 1-4), die gerade anfingen ihre Nester zu bauen bzw. sich zu paaren (Bild 5-8). Viele Luftkämpfe (Bild 3) um gute Äste und Zweige gehören dort für die Tölpel zum Alltag.
Auch der gefangene Fisch kann selten in Ruhe verspeist werden, da es die Bindenfregattvögel (Fregata minor, Bild 22-24) darauf abgesehen haben. Fregattvögel können zwar auch selber Fische und ähnliches von der Wasseroberfläche klauben, haben aber ein Problem vom Wasser weg zu starten. Deshalb warten sie meist bis andere Vögel ihnen die Arbeit der Futtersuche abnehmen und jagen ihnen dann die Beute einfach ab. Die Rotfuss-Tölpel bevorzugen einheimische Baumarten, da sie auf den eingeschleppten Kokosnuss Palmen anscheinend nicht so guten Halt haben und auch Nester nicht gut verankern können. Wenn man so über die Inseln schlendert sitzen auf diesen Bäumen jede Menge und auf Palmen fast keine Tölpel. Wahrscheinlich wegen den Ratten fanden wir auf Ile Takamaka und Ile Fouquet kaum Weissbauch-Tölpel (Sula leucogaster, Bild12-15), da diese zu den Bodenbrütern gehören. Sie bauen ihre Nester am Boden in großen Brutkolonien. Dafür waren sie unsere ständigen Begleiter bei Bootsausflügen. Weiters waren oft Gruppen von Braunen Noddies (Anous stolidus, Bild 16-18) am Strand und flogen dicht über unsere Köpfe hinweg. Diese bauen Nester sowohl in Büschen, Bäumen als auch am Boden. Und auch Schwarznacken-Seeschwalben (Sterna sumatrana, Bild 19) bei der Balz und die Feenseeschwalben (Gygis alba, Bild 20-21) sowie Weißschwanz-Tropikvögel (Phaethon lepturus) im Fluge wurden gesichtet.
Die Feenseeschwalben leben monogam und verzichten auf ein Nest. Sie legen ihre Eier entweder einfach auf den Boden oder in eine Astgabel. Auf Chagos finden die Meeresvögel hervorragende Bedingungen zum Leben und brüten vor. Wir hoffen, dass sie dort noch für lange Zeit ungestört sein können.